Charcot Fuß

Bei dieser Übersicht handelt es sich um eine Information für Betroffene. So wurde zum allgemeinen Verständnis auf bestimmte medizinische Begriffe verzichtet.

Durch anklicken auf die unten aufgeführten Buttons, gelangen sie zu den weiterführenden Informationen.

Tiefere Einblicke kann man durch lesen der aufgeführte medizinischen Fachliteratur erzielen. Diese Artikel waren die Grundlage für die verschiedenen Texte.

Übersicht – Charcot-Fuß

Der Name geht auf den französischen Neurologen Jean Martin Charcot zurück (1825–1893), der diese Erkrankung zum 1. Mal detailliert in 1883 beschrieben hat.
Bei der Charcot Neuroosteoarthropathie handelt es sichum eine neuropathische Gelenk- und Knochenerkrankung im Bereich des Fußes und Knöchel. Diese Erkrankung wird oft nur verkürzt als Charcot-Fuß bezeichnet.
In den westlichen Industrienationen findet der Charcot-Fuß sich fast ausschließlich im Zusammenhang mit einem Diabetes mellitus. Die offizielle medizinische Bezeichnung eines Charcot-Fuß bei einem Diabetes mellitus ist „diabetische Neuroosteoarthropathie“ (DNOAP).
Der Charcot-Fuß ist eine lebenslange Erkrankung und muss nach Diagnose Lebenslang therapiert werden und ändert sich nur in seinem Zustand.
Circa eine Million Diabetiker leiden hierzulande an Polyneuropathie, und davon weisen etwa 0,5 bis ein Prozent (5 000 bis 10 000 Patienten) einen Charcot-Fuß auf.

Was ist ein Charcot-Fuß?

Bei der Charcot Neuroosteoarthropathie handelt es sich um eine neuropathische Gelenk- und Knochenerkrankung im Bereich des Fußes und Knöchel. Diese Erkrankung wird oft nur verkürzt als Charcot-Fuß bezeichnet.

In der heutigen Zeit kommt diese Erkrankung in >90% der Fälle beim Diabetes mellitus vor. Trotzdem ist der Charcot-Fuß immer noch eine seltene Folgeerkrankung des diabetischen Fußsyndromes und damit des Diabetes mellitus. Im Rahmen des Diabetes mellitus wird er als DNOAP (diabetische Neuroosteoarthropathie) bezeichnet.
Der Charcot-Fuß wurde auch in anderen peripheren Neuropathien beschrieben (z. B. als Folge von Lepra, Syphillis, Alkoholerkrankung).

Eine Grundvoraussetzung ist die Entwicklung eines Charcot-Fußes ist eine Neuropathie der Füße. Bei dieser Nervendegeneration hat man als Patient nur noch ein eingeschränktes Gefühl in den Füßen. Im weiteren Verlauf findet sich auch ein vollständigen Verlust des Schmerzempfindens an den Füßen. Zum Schluss findet sich kurz vor dem Beginn des akuten Charcot-Fußes noch häufig ein kleines Trauma.

Durch die Neuropathie werden viele regulatorische Prozesse im Fußbereich negativ beeinflußt und es kommt zu einer Entzündungsreaktion. In Folge dessen wird der Stoffwechsel der Fußwurzelknochen krankhaft verändert und es kommt im schlimmsten Fall zu Fehlstellungen des Fußes.
Die bekannteste Fehlstellung ist der Zusammenbruch des Fußgewölbe im Mittelfuß (häufigster Entstehungsort), diese Deformität wird als Schaukelfuß (rocker-bottom) bezeichnet.

Durch die Fehlstellung der Füße entstehen Druckschäden der Haut und offene Wunden, die weitere langwierige Wundbehandlungen erforderlich machen.
Zum Glück muss ein Charcot-Fuß nur sehr selten amputiert werden.

Akuter / aktiver oder chronischer / inaktiver Charcot-Fuß

Es gibt international einige verschiedene Klassifikationen. Eine einheitliche Unterteilung ist leider nicht definiert.
Die einfachste Klassifikation ist die Unterscheidung in einen akuten / aktiven oder chronischen / inaktiven Charcot-Fuß.

Im akuten / aktiven Stadium findet man die unter Symptome aufgeführten Befunde. Einige Patienten klagen über anhaltende Schmerzen, aber in vielen Fällen verläuft die Erkrankung aufgrund der geschädigten Nerven schmerzfrei.
Das Therapieziel in der akuten Phase ist es die möglichen Komplikationen zu verhindern und den akuten in einen chronischen Charcot-Fuß zu transferieren.

Der chronische / inaktive Charcot-Fuß bezeichnet alle anderen Zustände.

Die Therapie unterscheidet sich in beiden Stadien.

Symptome eines Charcot-Fuß

Auffälligkeiten nach denen der Arzt schaut, um den Verdacht auf einen Charcot-Fuß zu erhärten:

  • Im fortgeschrittenen Stadium Deformitäten des Fußes
  • Geschwollener Fuß
  • Geröteter Fuß
  • Temperaturdifferenz der Haut beider Füße um >2°C (da der Charcot-Fuß meist einseitig auftritt)
  • (Schmerzen)
  • Periphere Polyneuropathie

Finden sich diese Symptome bei Ihnen als Diabetiker oder wurde der Verdacht auf einen Charcot-Fuß bei Ihnen geäußert, vereinbaren Sie bitte einen Termin bei uns (E-Mail / Telefon) oder in einer Fußambulanz in Ihrer Nähe.
Lieber einmal zu viel auf den Fuß schauen, als zu spät. Nur so kann eine Deformitäten des Fußes verhindert werden.

Ursachen eines Charcot-Fuß

Die genaue Ursache des Charcot-Fuß ist immer noch unbekannt. Ungeachtet davon sind 4 Faktoren für die Entwicklung eines Charcot-Fußes nötig:
1) eine periphere Polyneuropathie, 
2) traumatische Verletzungen (oft nicht wahrgenommen),
3) kontinuierlicher wiederholender Stress auf die erkrankten Knochen und
4) die Erhöhung der lokalen Durchblutung.

Das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren führt zu verschiedenen Fehlregulationen und zu einer lokalen Entzündungsreaktion (siehe Symptome). In deren Folge die erhöhte Durchblutung  zum Abbau der Fußwurzelknochen führt. Die verminderte Stabilität der Fußwurzelknochen kann den Streß der Belastung nicht mehr abfangen und es entstehen kleine Knöchenbrüche. 

Da die Nervenschädigung oft mit einem aufgehobenen Schmerzwahrnehmung gekoppelt ist, wird der „instabile“ Fuß weiter belastet. So kommt es mit der Zeit ohne Therapie zur Deformität des Fußes.

Diagnose eines Charcot-Fuß

Die Diagnose basiert auf der Krankengeschichte der Betroffenen und den Symptomen bei der ärztlichen Untersuchung. Bestätigt wird die Diagnose durch den Radiologen mit Röntgen- und MRT-Bildern des Fußes.

Die Therapie sollte schon vor Bestätigung durch ein MRT begonnen werden, da ein aktuter Charcot-Fuß immer einen Notfall bedeutet.

Röntgen

Klassische Röntgenaufnahmen sollten immer zu Beginn erfolgen. Sie sind schnell verfügbar und geben eine gute Übersicht über die aktuelle anatomsiche Situation und können so bei Fußdeformitäten auch zur Verlaufsdiagnostik benutzt werden.
Daher sind Röntgenaufnahmen des Fußes immer noch in allen Fällen indiziert.
Da die frühen Phasen des Charcot-Fußes mit Weichteilschwellung oder Knochenentzündung nicht gut durch das Röntgen erfaßt werden können, sollte zusätzlich das MRT erfolgen.

MRT

Hiermit erfolgt die endgültige Bestätigung der Diagnose durch den Nachweis eines Knochenmarködemes.

CT

Die CT ist eigentlich nur indiziert, wenn ein MRT beim Patienten nicht durchführbar ist.

Haben Sie Fragen zur Diagnose oder den Verdacht, dass bei Ihnen ein Charcot-Fuß vorliegt, vereinbaren Sie einen Termin in unserer Fußambulanz (E-Mail / Telefon) oder in einer Fußambulanz in Ihrer Nähe.

Therapie eines Charcot-Fuß

Das ultimative Ziel der Therapie muss IMMER die Verhinderung einer Deformität des Fußes sein!

Nur so können mögliche Einschränkungen in der Mobilität der Patienten abgewendet werden.

Daher bedeutet ein rotergeschwollener und überwärmter (>2°C) Fuß bei einem Diabetiker ohne offensichtliche Infektionsquelle einen Charcot-Fuß und damit immer einen Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert!

Daher vereinbaren Sie bitte einen Termin in unserer Fußambulanz (E-Mail / Telefon) oder in einer Fußambulanz in Ihrer Nähe, wenn Sie Fragen zur Therapie haben oder befürchten, dass ein Charcot-Fuß bei Ihnen vorliegt.

Therapie in der akuten / aktiven Phase

Der Hautpfeiler der Therapie ist die Entlastung des Fußes und damit eine nicht-chirurgische Behandlung. Im akuten / aktiven Stadium geschiet dies durch die wöchentliche Anlage eines Unterschenkelgips in unsere Ambulanz. Dieser Gips wird TCC (Total Contact Cast) genannt und ist der Goldstandard der Therapie. Ambulanzen die die Gipstechnik nicht beherrschen, müssen zur Entlastungsbehandlung auf Spezialorthesen zurückgreifen mit allen ihren „Nach- und Vorteilen“.
Betroffene sollten mit Unterarmgehstützen oder einem Rollstuhl versorgt werden, um die Ruhigstellung und Entlastung des Fußes noch zu erhöhen.

Dr. Redzich beim Gipsen eines Charcot-Fuß

Die Länge der Therapie richtet sich nach dem Verschwinden der Symptome und radiologischen Befund (Stabilität des Knochens). Im Durchschnitt dauer die akute / aktive Phase 6 Monaten. Somit muss mit einer Anlage von 26 TCCs in dieser Zeit gerechnet werden.
Ist es in der akuten / aktiven Phase zu Deformitäten gekommen, kann das Fußskelett nur duch die Behandlung stabilisiert werden, die Deformierung bleibt jedoch bestehen.

Therapie in der chronisch / inaktiven Phase

In dieser Phase des Charcot-Fußes ist das Ziel eine Fehlbelastung und Rückkehr in eine akute / aktive Phase zu verhindern.
In dieser Phase muss die Versorgung beider Füße mittels orthopädischen Schuhwerkes erfolgen. Die Füße müssen langsam an die Belastung gewöhnt werden. Hiermit sollen Überbelastungen an beiden Füßen vermieden werden, so dass nicht auch am nicht betroffenen Fuß ein Charcot-Fuß entsteht.
Außerdem soll mit dem orthopädischen Schuhwerk versucht werden, die Entstehung von Wunden an den Füßen zu verhindern. Da diese gerade beim Charcot-Fuß eine langwierige Behandlung nach sich ziehen.

Waren die Maßnahmen nicht erfolgreich und hat der Betroffene starke Beschwerden, muss über eine chirurgische Therapie nachgedacht werden. Diese sollte in einer Abteilung mit technischen Orthopäden erfolgen. Die Operationen sind sehr aufwendig und die Nachbehandlung ist sehr langwierig und gehört damit in die Hände von Spezialisten!! Hier wird dann die entstandene Fehlstellung so weit korrigiert, dass eine größere Mobilität wieder erreicht werden kann oder keine Wunden mehr durch die Fehlstellung entstehen können.

Nicht zuletzt erfordert eine Behandlung auch ein großes Maß an Mitarbeit durch die Patienten, wenn sie erfolgreich sein soll. 
Eine optimale Behandlung der diabetischen Stoffwechsellage (HbA1c: 6,5 – 7,5%) ist wichtig. Es fördert den Heilungsprozess, hilft eine erneute akute / aktive Phase zu verhindern und mindert das Risiko einer Charcot-Fuß-Entstehung.

Mit der erfolgreichen Therapie ist ein Team aus verschiedenen Spezialisten betraut. Die Leitung der Therapie sollte von einem Diabetologen in einer diabetologischen Fußambulanz wie unsere erfolgen. Weiter zertifizierte Ambulanzen in ihrer Nähe findet man auf der Seite der AG-Fuß.
Zum Team zählt neben dem Diabetologen, Podologen, Ortopädieschumacher, technischer Orthopäde, Radiologen und Gipstechniker.

Charcot-Fuß: Prognose der Erkrankung

Das ultimative Ziel in der Therapie muss IMMER die Verhinderung einer Deformität des Fußes sein!

Der Charcot-Fuß ist eine lebenslange Erkrankung und muss nach Diagnose bis ans Lebensende therapiert werden und ändert sich nur in seinem Zustand

Daher ist eine Anbindung an eine diabetologischen Schwerpunktpraxis mit einer Fußambulanz sehr wichtig, um so sehr schnell eine Zustandsänderung festzustellen.
Damit der Charcot-Fuß im chronischen / inaktiven Phase so lange wie möglich zu stabilisieren, sollten folgende Maßnahmen durchgeführt werden:

  • regelmäßige Kontrolle in einer spezialisierten Fußambulanz (alle 3 Monate)
  • Tragen von geeigneten Schuhwerks, um Verletzungen und Fehlbelastungen zu verhindern
  • regelmäßige Inspektion der Füße mit Temperaturmessung
  • Podologische Behandlung der Füße
  • Teilnahme am BARFUSS-Seminar (Seminar für Patienten mit diabetischem Fußsyndrom)

Vorsorge zur Verhinderung einer Verschlimmerung eines Charcot-Fuß

  • regelmäßige Kontrolle in einer spezialisierten Fußambulanz (alle 3 Monate)
  • Tragen geeigneten Schuhwerks, um Verletzungen und Fehlbelastungen zu verhindern
  • Regelmäßige Inspektion der Füße (bei bekannten Charcot-Fuß mit Temperaturmessung)
  • Podologische Behandlung der Füße
  • Teilnahme am BARFUSS-Seminar (Seminar für Patienten mit einem diabetischen Fußsyndrom)
  • gute Stoffwechsellage: HbA1c-Zielbereich: 6,5 – 7,5%

Der Charcot-Fuß tritt erst nach einem längeren Bestehen einer diabetischen Erkrankung auf und in den meisten Fällen war der Diabetes mellitus über die Jahre mit deutliche erhöhten Blutzuckerwerten „schlecht eingestellt“ (langjährig erhöhter HbA1c >8%)

Charcot-Fuß: weiterführende Informationen

Es gibt ein sehr schönes  Video. Leider wird in diesem Video Schweitzerdeutsch gesprochen und damit sind einige Passagen schwer zu verstehen. Trotzdem gibt das Video einen schnellen Überblick über Verlauf und Therapie.

Selbsthilfegruppen finden sich auf Facebook.
Eine in englischer Sprache:  Charcot Foot – Hier finden sich auch einige deutschsprachige Mitglieder, so dass man auch eine Antwort in deutscher Sprache erhalten kann.
Die 2. ist eine deutsche „ZUCKERSÜSS“. Sie hat ca. 60 Mitglieder und hat auch schon einiges für ihre Mitglieder erreicht.

Leider finden sich nur die meisten Informationen rund um den Charcot-Fuß in englischer Sprache.
Der einzige Artikel in deutscher Sprache ist unter Literatur an 1. Stelle aufgeführt und verlinkt.
Auch die internationalen Leitlinien zum diabetischen Fußsyndrom gehen nur auf die Wundbehandlung ein und nicht so sehr auf den Charcot-Fuß.

Stationäre Behandlungseinrichtungen gibt es in Deutschland nur sehr wenige. Da sollte man auf jeden Fall mit seiner Fußbehandlungseinrichtung Rücksprache halten.

Sonst stehen wir gerne auch für Fragen in unserer Fußambulanz zur Verfügung. Machen Sie gerne einen Termin, sonst auch gern erstmal per E-Mail.

Literatur zum Charcot-Fuß

Die hier aufgeführte medizinische Literatur, war die Grundlage zur Erstellung der Informationen auf unseren Internetseiten über den Charcot-Fuß.

Ich habe versucht, soviel wie möglich frei zugängliche Literatur zu verwenden, die dann per Link-Verbindung aufgerufen werden kann.
Damit ist bei Bedarf ein intensives Studium vom medizinischen Informationen möglich.